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Cartographica Helvetica


Zusammenfassung

Karl Fischer:

Augustin Hirschvogels Stadtplan von Wien, 1547/1549, und seine «Quadranten»

Cartographica Helvetica 20 (1999) 3–12

Zusammenfassung:

Augustin Hirschvogel (1503–1553) erstellte unter anderem in den Jahren 1547/1549 den ersten grundrisslichen Stadtplan von Wien. Keine der drei Originalzeichnungen ist erhalten geblieben, dafür aber eine Kopie auf einer runden Tischplatte sowie Drucke des 1552 in sechs Kupferplatten gestochenen Planes.

Bis vor wenigen Jahren vermutete man anhand von sechs noch vorhandenen «Quadranten», dass Hirschvogel die Triangulation zur Erstellung des Stadtplanes erstmals angewendet habe. Der Autor widerlegt nun diese Spekulation, indem er feststellt, dass als Ausgangspunkt für die Vermessung nicht hohe Türme dienten, sondern grosse, ungleichmässig über die ganze Stadt verteilte Plätze. Die sechs «Quadranten» dienten somit nicht zur Konstruktion eines vermuteten dreifachen Polygonringes, sondern müssen als Behelfe für das Richten von Geschützen (als Vorläufer des Richtkreises) interpretiert werden. Das erklärt, warum sie für die grossen Plätze der Stadt angefertigt wurden: Geschütze brauchen Platz, von wo aus das Feuer zur Verteidigung auf die entsprechenden Stellen vor der Befestigung gelegt werde konnte. Das kann möglicherweise auch der Grund sein, warum Hirschvogel seine Instrumente «Quadranten» nannte, obwohl sie Vollkreisinstrumente waren: Quadrant ist auch der Name eines Artillerierichtmittels zum Messen der Höhenwinkel. Es ist aber zu vermuten, dass Hirschvogels Entwicklung eine theoretische Angelegenheit blieb, die nicht in die Praxis umgesetzt wurde. Es gibt auch keinen Hinweis, dass auf einem der erwähnten Plätze jemals ein Mühlstein als vorgesehene Markierung hingesetzt worden wäre.

Die Verwendung der Quadranten als militärische Hilfsmittel statt als Aufnahmegerät schmälert Hirschvogels Bedeutung für die Entwicklung der Kartographie nicht. Er fertigte einen sehr genauen Stadtplan von Wien an und muss dabei doch irgendein triangulationsähnliches Verfahren angewandt haben. Nur die Messung des Umfanges und zweier Durchmesser der Stadt würden vermutlich nicht gereicht haben, einen derart verlässlichen Plan für artilleristische Zwecke zu entwerfen.


Bibliographische Anmerkung

  • Bearbeitete Version von: «Mit schüessen oder feuerwercken vom sturm abtreiben ...»: Augustin Hirschvogels Vermessungsmethode und die Funktion seiner «Quadranten» (1547/49). In: Studien zur Wiener Geschichte, Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 54 (1998) S. 79–104.

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