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Cartographica Helvetica


Zusammenfassung

Thema: Zentralschweiz im Kartenbild

Cartographica Helvetica 57 (2018)

Zusammenfassung:

Das Projekt «Kartographie der Zentralschweiz», das 2009 unter der Leitung von Madlena Cavelti gestartet wurde, hatte zum Ziel, die Kartenbestände der sechs Kantone der Zentralschweiz zu sichten und zu inventarisieren. Bis 2018 wurden insgesamt über 16 000 Objekte – Pläne, Karten, Panoramen und Reliefmodelle – erfasst und ihre Metadaten von der Edition Cavelti online gestellt.

Die Region Zentralschweiz mit den Kantonen Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Luzern und Zug besteht aus 178 Gemeinden und umfasst 4500 km2, etwa ein Neuntel der Fläche der Schweiz. Es handelt sich vorwiegend um alpine Räume mit bedeutenden Pässen wie Gotthard, Furka, Oberalp und Sustenpass. Landschaftsprägendes und verbindendes Element ist der Vierwaldstättersee, an dessen fjordartigen Armen sich die Region ausbreitet. In seiner Reliefkarte der Centralschweiz von 1887 ist Xaver Imfeld die Abbildung dieser abwechslungsreichen Landschaft vorzüglich gelungen.

Für das vorliegende Heft wurde eine reich bebilderte kartographische Werkschau verfasst. Zuerst zeigt sie überblickmässig, wie die Zentralschweiz, die Rigi und der Vierwaldstättersee seit dem 15. Jahrhundert kartiert wurden. Danach wird die kartographische Wiedergabe der einzelnen Kantone im Detail aufgezeigt, wobei nicht nur Karten, sondern auch Panoramen und Reliefmodelle vorgestellt werden. Es ist der Autorin wichtig, nicht nur das vielfältige technische, sondern auch das künstlerische Werk sowie zwischenmenschliche Aspekte der damaligen Kartenschaffenden zum Ausdruck zu bringen. Die Zentralschweiz bietet sich mit ihren kartographisch wichtigsten Kontrahenten wie Franz Ludwig Pfyffer von Wyher, Franz Fidel Landtwing, Joachim Eugen Müller, Ernst-Rudolf Mohr, Xaver Imfeld und dem Rigi-Förderer Heinrich Keller dazu bestens an.

Während der Bestandsaufnahme stiess man auf mehrere bisher unbekannte Objekte. Beispielsweise besass das Staatsarchiv Obwalden eine Inventarliste von etwas über 300 Karten. Nachdem diese übernommen wurde, entdeckte man weitere 1200 unerschlossene Manuskriptkarten und -pläne der Jahre um 1900. Die wahrscheinlich wichtigste Entdeckung gelang im Historischen Museum Obwalden, wo eine grossformatige zusammengerollte Manuskriptkarte von Joachim Eugen Müller aus dem Jahre 1805 zum Vorschein kam. Bei dieser Karte handelt es sich um eine Grundlage für die verschiedenen Werke Müllers und sie bildet damit ein Schlüsselwerk der Kartengeschichte der Schweiz. Dieses wichtige Objekt wurde in der Zwischenzeit fachgerecht restauriert und ist nun im Museum Sarnen zu besichtigen.

Neben dem Luzerner Reliefbauer Franz Ludwig Pfyffer von Wyher war auch sein Kollege in der französischen Armee, Franz Fidel Landtwing aus Zug, ein wichtiger Kartenautor. Er schuf vom Kanton Zug eine stattliche Anzahl neu vermessener Karten und Pläne. Als Unverheirateter gründete er 1775 ein «Fideikommiss» (eine Familienstiftung), um sicher zu stellen, dass sein beachtliches Vermögen, seine Waffen- und Instrumentensammlung, sowie seine Bibliothek inklusive 66 Manuskriptkarten als Ganzes erhalten blieb.


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