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Cartographica Helvetica


Zusammenfassung

Peter Barber:

Die Evesham-Weltkarte von 1392. Eine mittelalterliche Weltkarte im College of Arms in London. Von der Universalität zum Anglozentrismus

Cartographica Helvetica 9 (1994) 17–22

Zusammenfassung:

Die hier beschriebene mittelalterliche Weltkarte, die sich heute im Besitz des College of Arms in London befindet, wurde wahrscheinlich um 1390 vom Abt des Klosters Evesham in Auftrag gegeben. Sie wurde einige Jahre darauf überarbeitet. Die Evesham-Weltkarte wurde vermutlich von einer jetzt verlorenen Karte aus dem Geschichtswerk Polychronicon des Ranulph Higden abgeleitet. Dieses entstand ursprünglich zwischen 1320 und 1360 und wurde um 1390 in Evesham fortgeführt.

Die grossen Weltkarten des 13. Jahrhunderts, wie zum Beispiel die Hereford- und die Ebstorfer Weltkarte, aber auch die einfachere Karte Higdens zu seinem Polychronicon, waren einem universellen Weltbild verpflichtet. Die Evesham-Weltkarte widerspiegelt hingegen eine anglozentrische Geisteshaltung, die sich im Verlaufe des Hundertjährigen Krieges gegen Frankreich herausgebildet hatte.

Im Rahmen des traditionellen geographischen und spirituellen Umfeldes galt das Hauptanliegen der frühen mittelalterlichen Weltkarten dem Universellen, Religiösen und Mythischen. Bei der Evesham-Weltkarte erfolgte eine Verlagerung, indem das zeitgenössische englische Königtum und der englische Patriotismus sowie die damit verbundenen territorialen, dynastischen und kommerziellen Aspekte eingebracht wurden.

Die Evesham-Weltkarte stellt daher das bisherige Bild in Frage, nach dem die mittelalterlichen Weltkarten über Jahrhunderte unverändert überliefert worden seien.


Bibliographische Anmerkung

  • Artikel aus dem Englischen übersetzt von Thomas Klöti, Bern.
  • Bearbeitete Version des Vortrages, gehalten an der 14. Internationalen Konferenz zur Geschichte der Kartographie, Uppsala und Stockholm, 14. bis 19. Juni 1991.
  • Ebenfalls erschienen als: The Evesham World Map: A Late Medieval English View of God and the World. In: Imago Mundi 47 (1995) S. 13–33.

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